
Die Street-Kamera schlechthin?
Die Ricoh GR IV im Praxistest.
Die Ricoh GR-Serie hat sich seit Jahren einen festen Platz in der Welt der Straßenfotografie erarbeitet: Klein, unauffällig, schnell und dabei erstaunlich leistungsfähig. Mit der neuen Ricoh GR IV knüpft Ricoh genau daran an und liefert sinnvolle, praxisnahe Verbesserungen.
Ricoh GR IV
- Ricoh GR IV-Kompaktkamera
- neues 18,3 mm-Objektiv mit Blende F2,8 (ca. 28 mm in 35-mm-äquivalenter Brennweite)
- neuer Primärfarbenfilter-CMOS-Sensor mit 25,74 MP (effektiv)
- schneller und präziser Hybrid-Autofokus
- neuer Sensor-Shift "SR" (5-Achsen)-Bildstabilisator
- knapp 3 mm schmaler als die Vorgängerin GR IIIx (insgs. 32,7 mm in der Tiefe)
- nur 229 g leicht
- Blitzschuh
- interner Speicher ca. 53 GB
- MicroSD/SDHC/SDXC UHS-1
- USB-C
- WLAN
Immer bereit: Geschwindigkeit & Soforteinsatz
Was bei Street-Fotografie zählt? Reaktionszeit. Und genau hier spielt die GR IV ihre größte Stärke aus: Die optimierte Einschaltsequenz reduziert die Einschaltzeit auf gerade mal ca. 0,6 Sekunden, schneller als jede GR zuvor. Wenn du sie also aus der Jackentasche ziehst und gleichzeitig einschaltest, ist sie bereit, bevor du sie überhaupt vor dir hältst. Einfach einschalten und sofort abdrücken.
Nicht nur in puncto Startgeschwindigkeit hat Ricoh an Straßenfotograf*innen gedacht, sondern auch bei den Details, wie etwa der Snap-Focus-Funktion. Statt sie erst im Menü zu suchen, wie bei der Ricoh GR III oder IIIx, ist der Modus jetzt direkt am vorderen Einstellrad verfügbar. Dadurch ist Snap-Focus schneller wählbar, was besonders in dynamischen Situationen (Passanten, Straßenszenen, flüchtige Momente) einen echten Vorteil bringt.

Kompakt und diskret - Fotografieren mit einer Hand
Die GR IV ist kompakt: Mit nur 229 g und 32,7 mm Tiefe verschwindet sie in jeder Tasche - Handtasche, Jackentasche oder Hosentasche. Viel wichtiger aber: Du kannst sie problemlos mit einer Hand bedienen und dadurch unauffällig und schnell ablichten. Gerade für Street-Fotograf*innen, die Wert auf Zurückhaltung legen, ist das ein echtes Argument.
Das Design unterstützt das Konzept: Der ergonomisch konturierte Daumengriff liegt sicher, die Bedienelemente wurden neu angeordnet und sind einhändig gut zu erreichen. Der frühere ADJ-Hebel wurde durch ein intuitives Drehrad ersetzt, was die Bedienung direkter macht. Das Gehäuse aus leichter Magnesiumlegierung sorgt zudem für Robustheit ohne unnötiges Gewicht.
Einen integrierten Blitz gibt es zwar nicht, aber über den vorhandenen Blitzschuh lässt sich das kompakte Ricoh Blitz GF-2 WW unkompliziert nachrüsten - praktisch für spontane Aufhellungen, ohne das Taschen-Setup aufzublähen.
Ricoh Blitz GF-2 WW
- Ricoh Blitz GF-2 WW für RICOH GR IV
- sehr kompaktes Gehäuse
- maximale Leitzahl von 3 (bei ISO 100/m)
- auch an anderen Modellen der RICOH GR-Serie anwendbar
- integrierter Lithium-Ionen-Akku
- Aufladung über USB-Typ-C
Look direkt aus der Kamera - ohne Nachbearbeitung
Wer gerne fotografiert, aber weniger Zeit in der Nachbearbeitung verbringen will, ist bei der GR IV richtig. Die neuen Cinema-Farbprofile (in Gelb- und Grüntönen) liefern einen stimmigen, filmischen Look, der an analoge Straßenfotografie erinnert. Dazu kommen viele weitere Farbprofile wie "High Contrast B&W" oder "Positive Film" (unser Favorit) direkt in der Kamera nutzbar und individuell anpassbar. Auch Körnung lässt sich in-camera hinzufügen, um einen Vintage-Touch zu erzeugen. Die GR-World App erleichtert zum Schluss die Übertragung auf das Smartphone und das Einrichten dauert nur wenige Minuten.
Wer seinen ganz eigenen Look lieber in der Nachbearbeitung erstellt, kann die Kamera natürlich auch einfach im RAW-Modus nutzen. Die Dateien lassen sich problemlos in deinem bevorzugten Bildbearbeitungsprogramm weiterverarbeiten. Ricoh hat außerdem die interne Speicherkapazität deutlich erhöht (53 GB), was spontane Backups oder das kurzfristige Weitergeben von Bildern erleichtert.
Autofokus und Low-Light: Schnell, mit kleinen Schwächen
Der Hybrid-Autofokus reagiert flott und präzise, besonders bei Tageslicht. Im Zusammenspiel mit dem großen APS-C-Sensor und der Festbrennweite von 18,3 mm bei Blende f/2.8 (entspricht ca. 28 mm im Kleinbild) gelingen dir detailreiche, scharfe Bilder bis in die Ecken deiner Aufnahmen.
Bei wenig Licht stößt die Kamera allerdings an ihre Grenzen. Dreht man den ISO-Wert zu stark hoch, wirkt das Bild schnell etwas "schwammig". Eine Lösung für Low-Light, die man in solchen Situationen hernehmen könnte, ist die integrierte Bildstabilisierung: Sie kann Verwacklungen ausgleichen und ermöglicht so längere Belichtungszeiten ohne direkt die ISO hochzuschrauben. Diese Option funktioniert allerdings am besten, wenn man die Zeit hat, stehenzubleiben und die Kamera ruhig zu halten.

Fazit: Die GR IV lebt Street-Fotografie
Die Ricoh GR IV ist kein Alleskönner und das ist genau ihr Plus. Sie ist ein Spezialist für schnelle, spontane, visuell starke Bilder: leicht, sofort einsatzbereit und mit einem Look, der direkt verwendbar ist. Technisch bringt sie sinnvolle, praxisrelevante Verbesserungen gegenüber der GR III/IIIx (neuer BSI-Sensor, 5-Achsen-SR, neue Optik, mehr Onboard-Speicher), ohne die Serie grundlegend zu verändern. Wer Street fotografiert und eine Kamera möchte, die man ständig dabei haben kann, sollte die GR IV auf jeden Fall in Betracht ziehen.
