
Kamera Basics #16 – Vogelperspektive, die Welt von oben
In der Fotografie gibt es viele Dinge, die die Wirkung eines Bildes beim Betrachter beeinflussen. Dabei ist die Wahl der Perspektive eine der ersten Dinge, die man vor Ort bestimmen kann; diese geht mit der Wahl der Brennweite oder sonstigen Einstellungen einher.
Fängt man einmal an sich mit Perspektiven zu beschäftigen und aus der Normalperspektive in andere Perspektiven zu wechseln, stellt man bald fest, dass die Froschperspektive oder die Vogelperspektive sehr vielschichtig sind.
Wir freuen uns über dein Feedback zu diesem Beitrag! Schreib uns dazu einfach eine E-Mail an content@fotokoch.de
Inhaltsverzeichnis
Die allumfassende Vogelperspektive
Die Vogelperspektive dient meist der Definition mehrerer Perspektiven, die sich oberhalb der Augen abspielen. Darunter fallen die Obersicht / Aufsicht, die klassische Vogelperspektive und die Überkopf-Perspektive. Meistens wird die Vogelperspektive der Obersicht gleichgestellt. Doch spielt sich diese in einem viel größeren Radius ab als es die Obersicht tut. Die Vogelsicht zeichnet sich besonders dadurch aus, dass sich der Fluchtpunkt des Bildes unterhalb des Horizonts zieht.
Die Überkopfperspektive nimmt dabei die reine Top-down-Ansicht ein, die gerne für Motive wie Essen, Unboxings, Produktfotos, Schnittansichten von Häusern, Drohnenaufnahmen von Flüssen u.v.m. verwendet wird.
Warum ist diese Unterscheidung so wichtig?
Bei Dreharbeiten kommen meist mehrere Menschen zusammen, um an einem Projekt zu arbeiten, wie beispielsweise der Aufzeichnung eines Werbefilms für ein Salatdressing. Damit der Kamermann / die Kamerafrau die Anweisungen des Director of Photography klar umsetzen kann, sollte man den Slang der Industrie sprechen. Zeit ist Geld und daher muss man sich blind darauf verlassen, dass klar ist, was gemeint ist, wenn die Ansage kommt: „Bau die Kamera A in einer Obersicht über die Schulter des Models auf.“
Das Ganze wird auch dann wichtig, wenn man sich darüber bewusst wird, wie sich Perspektiven auch auf die Verzeichnung von Menschen auswirken. Da viele Menschen sich beispielsweise selten von oben oder unten im Spiegel betrachten, kommt es vor, dass sich hier viele nicht immer 100% mit der eigenen Wahrnehmung wohlfühlen.
Obersichtperspektive in einer StadtaufnahmeWirkung der Vogelperspektive & Obersicht
Mit Einnahme der Vogelperspektive und Obersicht verschiebt sich der Horizont und der Boden rückt in den Vordergrund, das Bild kann mehr Dreidimensionalität erhalten. Doch diese Perspektive lässt vieles auch gestaucht und klein wirken.
So können natürlich auch gezielt Emotionen hervorgerufen werden. Z. B. kann diese Perspektive im Betrachter ein Gefühl von Beklemmung auslösen, besonders, wenn gerade dann ein Weitwinkelobjektiv angewendet wird und der Effekt der Verzerrung durch die Brennweite zum Tragen kommt. Sie kann auch Unterlegenheit oder Unterwürfigkeit symbolisieren, was wir von Hunden und Co. in unserem Verständnis als Verhalten in unserem Unterbewusstsein eingespeichert haben.
Die Vogelperspektive findet unterbewusst immer wieder bei Touristen anklang, wenn diese von Hochhäusern oder Kirchtürmen Bilder über die Stadt und deren Straßen aufnehmen. So wirken aus der Höhe die Fahrzeuge der Stadt ganz klein. Dieser Miniatur-Effekt macht den Reiz aus und kann mit einem Tilt-Shift-Objektiv noch einmal verstärkt werden und einen besonderen Look in deine Bilder bringen. Man kennt den Effekt beispielsweise von der Serie „House of Cards“ im Intro.
Wer diesen Effekt ein wenig nachbilden möchte, kann in der Nachbearbeitung mit Masken arbeiten und die Unschärfe so in das Bild ziehen. Viele Aufnahmen von oben leben von der Tageszeit und den Stand der Sonne, denn Schatten entscheiden über die Wirkung und Tiefe der Bilder. Beispielsweise kann je nachdem, wie die Sonne steht, der Schatten des Eiffelturms ein ganz neues Bild der Stadt zeichnen.
Interessante Bildgestaltung spielt für die Vogelperspektive eine wichtige Rolle. Diese Perspektive birgt die Gefahr, sich ganz schnell in einer Zweidimensionalität verlieren. Durch einen Vordergrund können diese Aufnahmen viel Mehrwert gewinnen.
Die Obersichtperspektive
Die Obersichtperspektive erlaubt - entgegen der Vogelsicht/Vogelperspektive - mehr Horizont und zeigt mehr Weite, die Wirkung ist der Vogelperspektive gleich. Sie eignet sich auch sehr gut für eine Supertotale.
Tilt-Shift-Miniatureffekt Beispiel in der Obersicht
Beispiel Obersicht in der Portraitfotografie
Topdown Perspektive mit der Drohne
Vogelperspektive einer Stadtaufnahme, Himmel nimmt weniger als ein drittel des Bildes ein
Vogelperspektive einer Stadtaufnahme, Himmel nimmt weniger als ein drittel des Bildes ein
Vogelperspektive einer Stadtaufnahme, Himmel nimmt weniger als ein drittel des Bildes ein
Die Obersicht betont je nach Lichtsetzung den Wangenknochen zusätzlich
Wirkung der Obersicht bei einem männlichen ModelAnwendung der Obersicht & Vogelperspektive in Portraits
Die Perspektive eignet sich für Sitzportraits, die den Betrachter auf das Gesicht des Models lenken sollen. Bei der Verwendung von Ultraweitwinkeln tritt die Verzerrung noch ein, welche die oben beschriebene Wirkung ins Spiel bringt. Dazu haben wir im nachfolgenden Abschnitt ein paar Beispiele herausgesucht. Die Obersicht kann ein Model durch die Perspektive und Verzerrung etwas verschlanken und ihre Glieder etwas länger wirken lassen.
Prominente Anwendungsfälle des Weitwinkels
Übrigens findet dieses Stilmittel auch in der Anime Serie „Naruto“ während der Chunin Auswahlprüfung starke Verwendung, um die Charakterentwicklung bzw. den Konflikt des Charakters Gara zu intensivieren. In dem Film „Angst und Schrecken in Las Vegas“ mit Johnny Depp kommt nicht nur immer wieder der berühmte Dutch Angle zum Einsatz. Es gibt auch einige Szenen mit einem Weitwinkelobjektiv in der Obersicht und in der Vogelperspektive, mit der Verzerrung für den Rauscheffekt. Aus urheberrechtlichen Gründen können wir leider keine Szenen oder Screenshots zeigen. Dennoch empfehlen wir dir diese einfach einmal anzuschauen, gerade „Angst und Schrecken in Las Vegas“ ist ein Meisterwerk der Absurdität und noch echtes Hollywood.

Die Wahl des Equipments
In Sachen Equipment ist an sich alles erlaubt und auch alles möglich. Doch kann man mit einem Weitwinkelobjektiv wenig falsch machen. Wer ein Teleobjektiv dazu nimmt, kann viele tolle und detaillierte Aufnahmen im Close-Up aus der Obersicht / Vogelperspektive realisieren.
Wer seine Kamera an einem Stativ anbringt und dieses in die Luft hält, kann mit Hilfe eines Funkauslösers auch einen Drohnen-Shot im DIY-Stil selbst kreieren, denn vielerorts sind mittlerweile Drohnen verboten. Doch ein Stativ, wie ein Monopod oder Selfie-Stick, ist häufig erlaubt.
Unser Schnappschuss No. 58 Perspektiven
Für die nötige Kreativität und Inspiration sorgen wir natürlich auch: In unserem Schnappschuss Nummer 58 konnte man eine Vielzahl an Blickwinkeln und neuen Perspektiven erhaschen. Nutze das Angebot und schau dir bei Gelegenheit die PDF des Magazins noch einmal an. Sieh dir sonst auch gerne unsere sonstigen Artikel rund um diesen Schnappschuss an.

Eine kleine Aufgabe für dich:
Nutze den nächsten Urlaub, oder den nächsten Spaziergang durch deine Stadt um dich aus den gewohnten Perspektiven herauszubewegen, lass deinen Blick immer mal wieder durch die weite ziehen und halte dabei auch deine Kamera über den Kopf.
Zeig uns deine Bilder auf Instagram und/oder Facebook und tagge uns @fotokochde! Wir freuen uns auf eure Ergebnisse!
Danke, dass du diesen Artikel gelesen hast. Wenn dich weitere Grundlagen der Fotografie interessieren, dann schau doch mal bei den anderen Kamera Basics vorbei
Lerne deine Kamera kennen ? Entdecke den Spaß an der Fotografie
Du hast dir eine Kamera gekauft und machst deine ersten Schritte in der Fotografie? Mit dem Automatikmodus entgeht dir eine Menge Potenzial! Richtig Spaß macht Fotografieren erst dann, wenn du deine Kamera verstehst und genau weißt mit welchen Einstellungen du zum gewünschten Foto kommst. Lerne die Bedeutung der Funktionen kennen und entfache deine Begeisterung für die Fotografie!
Zu allen Kamera Basics