
13 | 100 Eine Reise zum Mount Ijen
aus der Serie 100 Fotos - 100 Geschichten
Lesezeit 6 Minuten - von Daniel Krug
Die Reise nach Indonesien: ohne Reiseführer, ohne Plan.. ob das wohl gut geht? In diesem Beitrag der "100 Fotos 100 Geschichten" Serie von unserem Mitarbeiter Daniel Krug, erfahren Sie die aufregende Geschichte zu dem Hintergrund des Bildes "eine Reise zum Mount Ijen".


Eine Reise ohne Plan
Den Rahmen für die Geschichte zu diesem Foto bildet unsere Reise nach Indonesien, die an sich eine kleine Nebengeschichte darstellt. Ein Freund und ich sind 2012 für drei Wochen zu dem südostasiatischen Inselstaat in den Urlaub aufgebrochen. Außer den Flügen hatten wir nichts gebucht und nichts geplant. Wir hatten nicht mal einen richtigen Reiseführer dabei. Auch wenn ich es heute nicht mehr schaffe, mich uninformiert ins Abenteuer zu stürzen, hat das auch seine Vorzüge. Ich persönlich finde es immer schade, wenn man vorher weiß, was einen erwartet. Das kann man mit einem Kinofilm vergleichen, auf den man sich so lange freut und der dann enttäuschend ist, weil die Erwartungen zu hoch waren. Während man, an einem Sonntag Nachmittag, ein beim Zappen zufällig gefundenen Film ganz gut findet und positiv überrascht ist... hätte man auch hier eine hohe Erwartungshaltung gehabt, würde man diesen vermutlich nicht so doll gefunden.
Die Vor-und Nachteile
Jedenfalls hat diese Art von Reisen Vorteile, weil man viele unerwartete Dinge zu sehen bekommt, aber auch Nachteile, weil man viel Sachen verpasst oder man nicht ausreichend informiert ist. Zuerst waren wir auf Bali, einer der touristischsten Inseln, wohl auch das Mallorca der Australier, und sind dann mit der Fähre nach Java rüber gesetzt, der bevölkerungsstärksten Insel Indonesiens. Dort angekommen haben wir erst nach einer gewissen Zeit im Tourismus Büro am Hafen durch Zufall erfahren, dass es einen Zeitunterschied gibt und eine Stunde früher ist als auf unseren Uhren. Soviel also zum „Informiert-Sein“.
Die Top-Spots auf Java
In diesem Tourismus Büro haben alle die ganze Zeit irgendetwas von „Ijen“ und „Bromo“ erzählt, wir haben es ehrlich gesagt gar nicht richtig verstanden, aber trotzdem eine Tour gebucht. Wie sich herausstellte sind das die Top-Spots auf Java und werden täglich von Massen an Touristen besucht. Der erste Ausflug ging als zum Vulkan Ijen. Wir wurden um 3 Uhr nachts aus unserem Hotel abgeholt, in dem wir übrigens noch ein Zimmer-Upgrade vorgenommen hatten auf einen Raum mit Fernseher. Nicht wegen des Fernsehers, sondern weil die Toilette mit einer Klobrille bestückt war. Am Ende der Fahrt wurden wir irgendwo im Dunkeln abgesetzt und der Fahrer zeigte auf eine Richtung den Berg hoch. Gleichzeitig kamen noch Unmengen anderer Menschen an. Also machten wir uns auf den Weg und kommen jetzt zur eigentlichen Geschichte hinter dem Foto.

Die Geschichte hinter den Bildern:
Die Geschichte handelt von den Männern vom Mount Ijen, deren Leben es verdient hat erzählt zu werden. Auf dem Weg nach oben auf den Berg kamen uns die ersten dieser Männer entgegen. Sie trugen eine Stange mit zwei Körben über der Schulter, in denen sich gelbe Brocken befanden. Je höher man kam, umso mehr dieser Männer sahen wir und umso stärker nahm ein bestialischer Gestank nach faulen Eiern zu. Schnell war klar, dass es sich um Schwefel handelt. Im Vulkankrater ist ein blau-türkiser See, den wir aufgrund der Wolken an dem Tag gar nicht zu Gesicht bekamen, was aber nicht schlimm ist, da die Stimmung so einzigartig war. Der See gilt als „größtes Säurefass der Erde“ und hier befindet sich auch die letzte Schwefel-Mine der Welt. Im Anschluss an unsere Reise haben wir uns noch näher mit diesem Ort beschäftigt. Jeden Tag riskieren unzählige Männer ihr Leben, um Schwefel abzubauen.

Schwefelabbau mit Risiken
Ohne nennenswerte Schutzkleidung setzen sie sich den giftigen Dämpfen aus, brechen mit Eisenstangen den Schwefel heraus und schleppen die charakteristisch gelben Klumpen erst 300 Meter hinauf zum Kraterrand und dann den Berg hinab, vorbei an jeder Menge Touristen. Eine Ladung wiegt zwischen 70 und 100 Kilogramm, die sie auf ihren vernarbten Schultern balancieren. Wir selbst haben versucht einen dieser Körbe anzuheben und es nicht wirklich geschafft, obwohl die meisten Arbeiter einen deutlich kleineren Körperbau hatten als wir. Der Abstieg ist uneben, sandig und lebensgefährlich. In ihren Dörfern werden die Männer wohl als Helden gefeiert. In der Regel führt der Nachwuchs ebenfalls diesen Job aus, obwohl die durchschnittliche Lebenserwartung bei vielleicht gerade einmal 50 Jahren liegt. Der Schwefel wird zum Beispiel in Zuckerfabriken benötigt, um den Zucker zu bleichen, oder in der Medizin und der Chemie. Normalerweise ist das Element ein Abfallprodukt aus der Erdöl- und Erdgasindustrie und muss nirgends abgebaut werden, aber vor Ort ist es eben billiger, als Schwefel zu importieren. Ein Arbeiter schafft pro Tag zwei Fuhren und verdient damit vier bis acht Euro. Im Gegensatz zu anderen Berufsgruppen ist das sehr viel.
Größter Respekt
Wir müssen den Arbeitern größten Respekt zollen. Sie setzen ihr Leben aufs Spiel und arbeiten so hart, wie wir es uns hier kaum vorstellen können. Alles für einen Rohstoff, der eigentlich nicht abgebaut werden muss. Da stellt sich automatisch die Frage nach der Sinnhaftigkeit dieser Tätigkeit. Ein weiteres Beispiel dafür, was auf unserem Planeten falsch läuft.
Mehr zu unserem Mitarbeiter Daniel Krug:
Instagram: mr_jug_photography
Quellen, mit denen wir uns über diesen Ort informiert haben:
- Reise Guides und andere Touristen vor Ort
- http://www.vulkane.net/vulkane/kawah-ijen/kawah-ijen.html
- https://indojunkie.com/ijen/